Pflanzenextrakte, Vitamine und Mineralien bei ADHS

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Pflanzenextrakte, Vitamine und Mineralien bei ADHS

Aktualisiert am 15. November 2021 von ÁYIO-Q Redaktion

Lesezeit: ca. 4 Minuten

Pflanzenextrakte besitzen eine positive Wirkung bei ADHS

Bisher wurde nur wenig wissenschaftliche Forschung mit Kräutern oder Extrakten aus Pflanzen durchgeführt. In einer placebokontrollierten Doppelblindstudie aus dem Jahr 2006 nahmen 61 ADHS-Kinder einen Monat lang entweder täglich eine Kapsel mit Pinienrindenextrakt oder ein Placebo ein. Die anschließende Auswertung zeigte, dass sich in der Wirkstoffgruppe die Hyperaktivität deutlich verminderte, während gleichzeitig die Aufmerksamkeit und die Konzentration der Probanden zunahmen. In der Placebogruppe ließen sich keine positiven Effekte feststellen.1

Die Beschwerden kehrten allerdings nach kurzer Zeit zurück, wenn die Teilnehmer im Anschluss an die Studie die Substanzen nicht mehr regelmäßig verwendeten. Da auch die schulmedizinische Behandlung mit Ritalin & Co eine Dauertherapie darstellt, spricht diese Tatsache nicht gegen den Pinienrindenextrakt.

In einer offenen Pilotstudie (ohne Placebo-Kontrolle) untersuchte eine deutsche Forschergruppe den Einfluss der berühmten Heilpflanze Ginkgo biloba auf Kinder mit ADHS. Nach drei bis fünf Wochen verbesserte sich bei den 20 Teilnehmern sowohl die ADHS-Kernsymptomatik als auch ihre Lebensqualität.2

Bei ADHS liegt häufig eine Unterversorgung mit Vitaminen und Omega-3-Fettsäuren vor

Mehrere wissenschaftliche Forschungsarbeiten weisen darauf hin, dass die meisten Erwachsene und Kinder mit ADHS unter einem unerkannten Vitaminmangel leiden. Bei den Betroffenen sind vor allem die Blutwerte von Vitamin D, Riboflavin, Vitamin B6, Biotin und Vitamin B12 erniedrigt.3-6

Da Vitamin D an der körpereigenen Produktion der Botenstoffe Dopamin und Serotonin beteiligt ist, begünstigt ein Defizit das Auftreten von ADHS-Beschwerden. Auch Omega-3-Fettsäuren aus Fischöl spielen eine wichtige Rolle bei der Herstellung von Serotonin. Vergleiche aktueller Studien kommen zu dem Ergebnis, dass die Einnahme von Vitamin D und Omega-3-Fettsäuren die Symptome und kognitiven Leistungen bei Kindern und Jugendlichen mit ADHS verbessern kann.7-9

Welche Mineralien wurden bisher im Zusammenhang mit ADHS erforscht?

Neben Vitamin D fehlt den Betroffenen auch das Spurenelement Eisen. Zu dieser Erkenntnis kommen Forscher, die 630 Kinder mit ADHS im Emirat Katar untersuchten. Anhand von Haaranalysen bestimmten russische Wissenschaftler den Mineralstoffstatus bei verhaltensauffälligen Kindern. Sie entdeckten, dass die Studienteilnehmer einen deutlichen Mangel an Magnesium, Kobalt, Vanadium, Zink und Mangan aufwiesen.10,11

Welche Aufgaben haben diese Mineralstoffe im Körper? Bereits im Jahr 2006 erkannten Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Hirnforschung in Frankfurt die zentrale Aufgabe des Spurenelements Zink im Gehirn: Zink-Ionen üben wesentliche Funktionen bei der Regulierung von Nervenimpulsen an den Synapsen aus.

Mit dem Begriff Synapsen werden Verbindungsstellen zwischen Nervenzellen (Neuronen) bezeichnet. Während eine erregende Synapse empfangene Informationen weiterleitet, grenzen hemmende Synapsen den Informationsfluss ein oder verändert ihn. Zink trägt entscheidend dazu bei, dass unser Körper die Nervenimpulse des Gehirns versteht und richtig verarbeitet.12

Das Gehirn benötigt ausreichende Mengen an Eisen, um optimal zu funktionieren. Bei einer Unterversorgung kann es zu Müdigkeit, Konzentrationsschwäche und Vergesslichkeit kommen. Kobalt gehört wie das Eisen zu den Schwermetallen. Als Bestandteil von Vitamin B12 (Cobalamin) sowie mehreren körpereigenen Enzymen übernimmt Kobalt wichtige Aufgaben im Nervensystem. Auch Mangan ist ein essenzieller Teil verschiedener Enzyme. Im Gehirn reguliert das Spurenelement den Abbau des Botenstoffs Glutamat.

Magnesium nimmt an mehr als 300 biochemischen Reaktionen in unserem Organismus teil. Da der Mineralstoff die Weiterleitung von Nervenimpulsen hemmt, reduziert er das Fühlen und das subjektive Empfinden von Stress. Darüber hinaus wirkt sich Magnesium positiv auf Gedächtnis, Konzentration und Lernfähigkeit aus.

Rund zehn Prozent der Gesamtmenge des Spurenelements Vanadium sind im menschlichen Gehirn zu finden. Seine genaue Funktion konnte bis heute nicht geklärt werden. Wissenschaftliche Untersuchungen legen jedoch nahe, dass Vanadium an der Steuerung verschiedener Stoffwechselprozesse teilnimmt.13

Wurden bereits Studien mit diesen Mineralien durchgeführt? Ja, es gibt mehrere Forschergruppen, die sich mit dem Thema befasst haben. Im Jahr 2019 wiesen ägyptische Wissenschaftler nach, dass die Einnahme von Eisen und Zink dazu beiträgt, die Symptome Aufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität zu lindern.14

Eine Forschungsarbeit aus Neuseeland war zuvor zu einem ähnlichen Schluss gekommen. Demnach kann eine Nahrungsergänzung mit Mineralstoffen und Vitaminen Unaufmerksamkeit, emotionale Selbstkontrolle und Aggressionsverhalten bei Kindern mit ADHS verbessern.15


Weiterführende Artikel zu: ADHS / Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung


Quellen

[1] Trebatická J et al. Treatment of ADHD with French maritime pine bark extract, Pycnogenol. Eur Child Adolesc Psychiatry. 2006 Sep;15(6):329-35.

[2] Uebel-von Sandersleben H et al. Ginkgo biloba Extract EGb761(R) in Childen with ADHS. Z Kinder Jugendpsychiatr Psychother 2014. Sep 42(5):337-47.

[3] Bala KA et al. Hormone disorder and vitamin deficiency in attention deficit hyperactivity disorder (ADHD) and autism spectrum disorders (ASDs). J Pediatr Endocrinol Metab. 2016 Sep 1;29(9):1077-82.

[4] Kamal M et al. Is high prevalence of vitamin D deficiency a correlate for attention deficit hyperactivity disorder? Atten Defic Hyperact Disord. 2014 Jun;6(2):73-8.

[5] Goksugur SB et al. Vitamin D status in children with attention-deficit-hyperactivity disorder. Pediatr Int. 2014 Aug;56(4):515-9.

[6] Landaas ET et al. Vitamin levels in adults with ADHD. BJPsych Open. 2016 Nov; 2(6):377–384.

[7] Patrick RP, Ames BN. Vitamin D and the omega-3 fatty acids control serotonin synthesis and action, part 2: relevance for ADHD, bipolar disorder, schizophrenia, and impulsive behavior. FASEB J. 2015 Jun;29(6):2207-2222.

[8] Gan J et al. The Effect of Vitamin D Supplementation on Attention-Deficit/Hyperactivity Disorder: A Systematic Review and Meta-Analysis of Randomized Controlled Trials. J Child Adolesc Psychopharmacol. 2019 Nov;29(9):670-687.

[9] Chang JPC et al. Omega-3 Polyunsaturated Fatty Acids in Youths with Attention Deficit Hyperactivity Disorder: a Systematic Review and Meta-Analysis of Clinical Trials and Biological Studies. Neuropsychopharmacology. 2018 Feb;43(3):534-545.

[10] Skalny AV et a. Hair trace element concentrations in autism spectrum disorder (ASD) and attention deficit/hyperactivity disorder (ADHD). J Trace Elem Med Biol. 2020 Apr 28;61:126539.

[11] Bener A, Kamal M, Bener H, Bhugra D. Higher Prevalence of Iron Deficiency as Strong Predictor of Attention Deficit Hyperactivity Disorder in Children. Ann Med Health Sci Res. 2014 Sep;4(Suppl 3):S291-7.

[12] Die Rolle von Zink im Gehirn, auf https://www.organische-chemie.ch, Zugriffszeitpunkt 20.06.2021

[13] Vanadium, auf https://www.onmeda.de, Zugriffszeitpunkt 20.06.2021

[14] El-Baz FM et al. Association between circulating zinc/ferritin levels and parent Conner’s scores in children with attention deficit hyperactivity disorder. Eur Psychiatry. 2019 Oct;62:68-73.

[15] Rucklidge JJ et al. Vitamin-mineral treatment improves aggression and emotional regulation in children with ADHD: a fully blinded, randomized, placebo-controlled trial. J Child Psychol Psychiatry. 2018 Mar;59(3):232-246.


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veröffentlich am:
24. Juni 2021

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