Aktualisiert am 23. Juni 2022 von ÁYIO-Q Redaktion
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Effektive Unterstützung aus der Natur
Depressive Patienten leiden sehr oft unter einem Mangel an aktiven Nährstoffen für das Gehirn. Darunter sind vor allem die Vitamine B12, B6, Folsäure, Magnesium, Vitamin D und Omega3-Fettsäuren. Es gibt allerdings viele weitere Nährstoffe und Phytopharmaka die unterstützend wirken.
Vitamine bei Depressionen
B-Komplex-Vitamine
Durch permanente Stresssituationen können Veränderungen des Hormon- und Immunstatus der Betroffenen gemessen werden. Im Gehirn besteht ein ausgeprägter Serotoninmangel. Serotonin ist ein wichtiger Übertragungsstoff, der in unserem Körper vielfältige Funktionen hat. Das größte Reservoir befindet sich in der Schleimhaut des Magen-Darm-Trakts. Als „Glückshormon“ wirkt es antidepressiv und reguliert Blutdruck, Magen-Darm-Aktivität, Schlaf-Wach-Rhythmus, Hungergefühl und Körpertemperatur. Antidepressiva zielen darauf ab, die Serotoninmenge im Gehirn zu erhöhen. Da die Bildung von Serotonin jedoch von der Anwesenheit von B-Vitaminen wie B12, B6 und Folsäure abhängt, kann bei Vitamin-B-Mangel kein Serotonin mehr produziert werden, was auch die begrenzte Wirkung der Medikamente erklärt. Werden die Medikamente jedoch in ausreichend hoher Konzentration mit den notwendigen Nährstoffen kombiniert, reagiert der Patient schneller und die Lebensqualität verbessert sich.
Lebensmittel mit einem hohen Gehalt an B-Komplex-Vitaminen:
- Mageres Fleisch
- Eier
- Geflügel
- Fisch
- Milch
Dies bedeutet, dass Menschen, die sich vegetarisch oder vegan ernähren, einen Mangel an diesem Vitamin haben, der jedoch durch eine Nahrungsmittelergänzung ausgeglichen werden kann.
Folsäure
Depressionen können teilweise auf einen Mangel oder eine schlechte Verwertung von Folsäure zurückzuführen sein. Einen Beweis dafür fanden norwegische Wissenschaftler, als sie bei knapp 6.000 Menschen die Blutkonzentration der Aminosäure Homocystein bestimmten. Sein Abbau wird durch Folsäure gefördert, daher weist ein hoher Homocysteinspiegel im Blut auf einen Mangel an Folsäure hin.[1]
Tatsächlich waren Probanden mit hohen Homocysteinspiegeln im Blut doppelt so häufig depressiv wie Personen mit den niedrigsten Homocysteinspiegeln. Ein weiterer Hinweis auf den Zusammenhang zwischen Folsäure, einem Mitglied der B-Vitaminfamilie, und Depression ergab sich aus einer DNA-Analyse unter der Leitung von Forschern von Ingvar Bjelland von der Universität Bergen: Bei Menschen, die eine hohe Depressionanfälligkeit aufwiesen, war ein bestimmtes Gen modifiziert, das üblicherweise im Folsäurestoffwechsel eine wichtige Funktion einnimmt.
Die neuen Erkenntnisse werden durch frühere Versuche gestützt, wonach Folsäure die Wirkung von Antidepressiva deutlich steigern kann. Allerdings ist den Wissenschaftlern noch nicht klar, wie Vitamin B die Entwicklung einer Depression verhindern könnte. Sie vermuten jedoch, dass Folsäure an der Bildung bestimmter Stoffe im Gehirn beteiligt sein könnte. Fehlen diese, entwickeln sich Depressionen und andere psychische Störungen. Für Bjelland bestätigt dies, dass Vitamine nicht nur für die körperliche, sondern auch für die psychische Gesundheit unerlässlich sind.
Vitamin D
Neben der oralen Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln ist auch die Exposition gegenüber Sonnenlicht wichtig, da es zur Produktion von Vitamin D beiträgt. Wenn weniger Sonne vorhanden ist, wie im Herbst oder Winter, werden mehr Fälle von saisonalen Depressionen gemeldet. Es besteht ein nachgewiesener Zusammenhang zwischen der Entwicklung depressiver Symptome und einem Vitamin-D-Mangel.
In den letzten Jahren haben viele wissenschaftliche Studien gezeigt, dass zur Vermeidung verschiedener Gesundheitsrisiken Werte von mindestens 30 ng/ml erreicht werden müssen, manche legen sogar die Untergrenze einer optimalen Zufuhr bei 40 ng/ml fest. Als optimal sind nach Meinung der am häufigsten vertretenen Experten neuerdings Werte im Bereich zwischen 40 und 80 ng/ml zu bezeichnen.
Mineralstoffe bei Depressionen
Magnesium
Obwohl der Zusammenhang zwischen Magnesiumaufnahme und Depression wissenschaftlich gut dokumentiert ist, bleibt der zugrunde liegende Mechanismus unklar. Schließlich spielt Magnesium bekanntlich eine Schlüsselrolle bei der Regulierung von stimmungsbeeinflussenden Botenstoffen.
Der Mineralstoff ist aber nicht nur für die Muskelfunktion wichtig, er beeinflusst auch die Herzfrequenz und den Knochenbau und spielt eine zentrale Rolle bei Entzündungsprozessen im Körper. Diese wiederum können sich auch negativ auf die psychische Gesundheit auswirken und Depressionen begünstigen.
In einer Studie der University of Vermont[2] wurde untersucht, ob Magnesium bereits bestehende Depressionen lindern kann. Dazu rekrutierten sie 126 Patienten mit einem Durchschnittsalter von 52 Jahren, die an leichten bis mittelschweren Depressionen litten.
Der Hälfte von ihnen wurde über einen Zeitraum von sechs Wochen 2 8 Milligramm Magnesium pro Tag verabreicht. Die zweite Gruppe erhielt zunächst keine Behandlung. Dann erhielt sie sechs Wochen lang Magnesium, während die erste ihre Behandlung beendete. Mit einem wöchentlichen Fragebogen überprüften die Forscher, wie sich die depressiven Symptome der Teilnehmer entwickelten.
Bei 112 Teilnehmern entwickelten die Magnesiumgaben eine positive Wirkung auf Symptome von Depressionen und Angstzuständen. Die Wirkung entsprach sogar in etwa der von selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRIs), den neueren und am häufigsten verschriebenen Antidepressiva. Alle Teilnehmer haben die Nahrungsergänzungsmittel gut vertragen.
Die Wirkung stellte sich besonders schnell ein. Bereits nach zwei Wochen besserten sich die Symptome deutlich; dies dauert bei Antidepressiva oft länger.
Zink
Zink scheint den Gehirnstoffwechsel auf verschiedene Weise zu beeinflussen. Es beeinflusst die Übertragung von Neurotransmittern in der Synapse und wirkt als Modulator wichtiger Neurotransmitterrezeptoren. Daher kann ein Mangel an Zink oder eine Veränderung des Zinkstoffwechsels bei diesen biochemischen Formen dazu führen, dass sich das Nervensystem nicht mehr gleich gut an Veränderungen der Umwelt oder an neue Erfahrungen anpassen kann, was auf Dauer zur Entwicklung psychischer Erkrankungen führen kann .
Es ist auch an der Regulation der Expression des BDNF-Proteins (Brainder-derived neurotrophic factor) beteiligt. BDNF spielt eine wichtige Rolle für das Gedächtnis, für die Neuroplastizität und trägt zur Regulation von Prozessen wie Lernen, Erfahrungen oder Erinnerungen bei. Erniedrigte BDNF-Spiegel korrelieren mit neuronaler Atrophie und depressiven Störungen.
Eine neue Metaanalyse[3] aus 2021 umfasste insgesamt 6 randomisierte, placebokontrollierte Studien, von denen nur Studien mit Patienten mit schweren depressiven Episoden (Major Depression) durchgeführt wurden. Nur diese wurden auch für die Sensitivitätsanalyse berücksichtigt. Die in den Studien verwendeten Zinkdosen reichten von 7 bis 25 mg Zink pro Tag über einen Interventionszeitraum von 2 bis 6 Monaten. Das Ergebnis der Metaanalyse zeigt, dass eine Zinksupplementierung, die eine antidepressive Therapie begleitet, bei Patienten mit Major Depression zu einer weiteren Symptomreduktion führte.
Dies gilt insbesondere für Patienten über 40 Jahren. Die Wirkung von Zink auf Depressionen bei Kindern und Jugendlichen wurde nicht nachgewiesen.
Naturheilmittel bei Depressionen
Pflanzliche Heilmittel haben gegenüber synthetischen Arzneimitteln bei psychischen und neurovegetativen Erkrankungen einige Vorteile: Sie sind gut verträglich, verursachen keine körperliche oder psychische Abhängigkeit, verursachen keinen „Kater“ und interagieren im Allgemeinen nicht mit anderen Arzneimitteln. Dies ist insbesondere im Hinblick auf die Anwendung bei multimorbiden (Mahrfacherkrankung) und polymedikierten (parallele Einnahme von mehr als 3 Arzneimitteln) älteren Menschen wichtig.
Neben allgemeinen Maßnahmen sind Phytopharmaka bei den angegebenen Indikationen das Mittel der ersten Wahl, wenn keine Störung mit akutem Interventionsbedarf vorliegt. Pflanzliche Beruhigungsmittel wie Baldrian, Hopfen, Lavendel, Melisse und Passionsblume können für naturheilkundliche Behandlungen eingesetzt werden. Als pflanzliche Antidepressiva, vor allem Johanniskraut und mit Einschränkungen auch koffeinhaltige Pflanzen wie Guarana, Cola und Mate. Darüber hinaus Ginseng und Taigawurzeln.[4]
Nachfolgend sind die fünf wichtigsten Heilpflanzen und ihre Anwendungsmöglichkeiten aufgeführt:
- Baldrian wird in der Fachsprache Valerianae radix genannt. Es wirkt beruhigend, schlaffördernd und ausgleichend. Verwendet wird es unter anderem bei nervösen Schlafstörungen und Unruhe.
- Johanniskraut oder Hyperici herba ist ein pflanzliches Arzneimittel mit leicht stabilisierender und stimmungsaufhellender Wirkung. Seine Wirksamkeit wurde inzwischen in zahlreichen wissenschaftlichen Studien nachgewiesen.
- Einsatzgebiet: leichte Depressionen, psychovegetativen Störungen, bei innerer Unruhe und Angstzuständen
- Aussagen, dass Johanniskraut unwirksam ist, basieren auf einer amerikanischen Studie, deren Ergebnisse 2001 veröffentlicht wurden. Hier wurde ausschliesslich die Wirksamkeit bei schweren Depressionen untersucht. Wobei die Wirksamkeit bei leichten und mittelschweren Depressionen ist durch viele placebokontrollierte Studien belegt. Die stimmungsaufhellende Wirkung setzt nach ein bis zwei Wochen ein, manchmal schon nach drei Wochen. Da die Dosierung der auf dem Markt erhältlichen Präparate sehr unterschiedlich ist, sollten Sie die Einnahme mit Ihrem Arzt besprechen.
- Lupuli strobulus oder Hopfenzapfen wirken beruhigend und schlafanregend. Hopfenzapfen werden bei Schlafstörungen, Angstzuständen und Unruhe eingesetzt.
- Melisse (Melissae folium) hat eine entspannende Wirkung. Sie wirkt beruhigend und wird unter anderem bei Einschlafschwierigkeiten wegen nervösen Gemütszuständen eingesetzt.
- Passionsblume oder Passiflorae herba hat ebenfalls eine beruhigende Wirkung. Sie wird gegen Ruhelosigkeit und innere Erregung eingesetzt. Außerdem findet sie als ergänzende Therapie bei Hyperthyreose Gebrauch. Ihre Anwendung sollte jedoch immer unter ärztlicher Beratung erfolgen.
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Weiterführende Artikel zu: Depressive Verstimmung und Depression
Quellen:
[1] Fachzeitschrift Archives of General Psychiatry (Bd. 60, S. 618).
[2] Emily K. Tarleton et al.: Role of magnesium supplementation in the treatment of depression: A randomized clinical trial, PLOS one June 27, 2017, https://doi.org/10.1371/journal.pone.0180067
[3] Da Silva LEM et al. Zinc supplementation combined with antidepressant drugs for treatment of patients with depression: a systematic review and meta-analysis. Nutr Rev. 2021;79(1):1-12.
[4] Dr. Markus Wiesenauer – Buch “Phyto Praxis” (Springer-Verlag 5. Auflage 2013; ISBN: 978-3-642-32772-8 (Print) 978-3-642-32773-5 (Online).